Welchen Einfluss hat Generative AI auf Klickraten und Traffic?
Immer mehr Suchanfragen enden, bevor jemand auf eine Website klickt. Allein durch Google AI Overviews sinkt die Klickrate auf Platz 1 um bis zu 64 Prozent. Bei generativen Antworten entscheiden nicht mehr Rankings, sondern Zitationen. Wer sichtbar bleiben will, muss verstehen, wie die KI denkt – und was sie als zitierwürdig einstuft.
Carlos Arad
Head of SEO
Inhalt
Carlos Arad
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Einleitung
Generative AI verändert, wie Menschen suchen – und wie sie klicken. Immer mehr Nutzer erhalten Antworten direkt in der Suchmaschine, ohne überhaupt eine Website zu besuchen. Das hat direkte Folgen für den Traffic klassischer Seiten. Wer heute noch rein auf organische Rankings setzt, verliert Sichtbarkeit an die KI.
Wie präsent sind KI-Antworten – und wie hat sich das Nutzerverhalten verändert?
Generative Antworten sind längst kein Test mehr.
Googles Search Generative Experience (SGE) spielt bei über 90 Prozent der getesteten Suchanfragen eine Rolle. Eine Analyse Anfang 2024 zeigte: Nur 8,6 Prozent der Keywords erscheinen noch ohne KI-Antwort. In den meisten Fällen ergänzt SGE die klassische Trefferliste – oft dominiert sie sie aber auch komplett.
Die Abdeckung variiert je nach Branche. Besonders stark vertreten ist SGE bei allgemeinen Informationsanfragen, schwächer bei sensiblen Themen. Bei Versicherungen werden nur etwa 52 Prozent der Anfragen mit einer generativen Antwort ausgeliefert, bei Finanzbegriffen liegt die Quote bei 71 Prozent. In diesen sogenannten „Your Money Your Life“-Bereichen geht Google offenbar vorsichtiger vor.
Trotzdem steigt die Abdeckung: Bei Finanzthemen kletterte der Anteil von 22 Prozent im Juli 2023 auf 47 Prozent im April 2024.
Was das für die Nutzer bedeutet, zeigt sich im Blickverhalten.
Sobald eine KI-Antwort eingeblendet wird, verschiebt sich der sichtbare Bereich der Suchergebnisse massiv. Der erste klassische Treffer liegt im Schnitt 1.255 Pixel unterhalb der Antwortbox. In manchen Kategorien – etwa Bürobedarf oder Fashion – sind es über 1.700 Pixel. Nutzer müssten aktiv scrollen, um die organischen Treffer zu sehen. Viele tun das nicht.
Einbruch der Klickraten: Wie KI-Antworten den klassischen SEO-Traffic verdrängen
Seit generative KI fester Bestandteil der Google-Suche ist, brechen die Klickraten für klassische Suchtreffer spürbar ein.
Eine Analyse von rund 10.000 informationsgetriebenen Keywords zeigt, dass die durchschnittliche Klickrate für organische Ergebnisse von 1,41 Prozent auf nur noch 0,64 Prozent gesunken ist. Das entspricht einem Rückgang von über 50 Prozent.
Sobald eine KI-Antwort eingeblendet wird, entfallen laut weiteren Studien zwischen 50 und 70 Prozent der organischen Klicks auf externe Seiten.
Besonders betroffen sind Inhalte, die sich leicht zusammenfassen lassen – also etwa Ratgebertexte, Tool-Listen oder klassische How-to-Beiträge. Die KI liefert hier oft bereits die komplette Antwort, noch bevor Nutzer scrollen. Selbst Seiten auf Position 1 rutschen damit oft unter den sichtbaren Bereich der Ergebnisseite und bleiben ungeklickt.
Ganz verloren geht der Traffic aber nicht. Nutzer klicken seltener, aber gezielter – vor allem dann, wenn sie tiefere Informationen suchen oder die KI-Antwort verifizieren wollen. Produktnahe Inhalte oder lokale Suchergebnisse bleiben vergleichsweise stabil. Wer zum Beispiel eine Dienstleistung bucht oder ein konkretes Produkt vergleicht, klickt häufiger auf eine der genannten Quellen.
Auch Local SEO funktioniert weiterhin gut, weil Karten, Telefonnummern oder Bewertungen noch nicht vollständig durch KI ersetzt werden.
Ahrefs-Studie zeigt massive Verluste in CTR durch AI-Overviews
Eine Analyse von Ahrefs mit 300.000 Keywords belegt: Sobald eine AI-Overview ausgespielt wird, fällt die Klickrate auf Platz 1 von 7,3 Prozent auf nur noch 2,6 Prozent. Das entspricht einem Rückgang von 34,5 Prozent – allein für die erste Position.
Eine zweite Studie von Amsive zeigt einen ähnlichen Trend bei 700.000 Keywords. Dort lag der durchschnittliche CTR-Verlust bei 15,49 Prozent. Besonders stark betroffen waren Keywords mit gleichzeitigem Featured Snippet und AI-Box. In diesem Fall brach die Klickrate sogar um 37,04 Prozent ein.
Den extremsten Rückgang dokumentierte Seer Interactive: In dieser Studie sank die durchschnittliche organische CTR von 1,41 auf 0,64 Prozent, sobald eine KI-Antwort eingeblendet wurde. Das ist ein Rückgang von über 55 Prozent.
Auswirkungen in der DACH-Region
Seit Google AI Overviews am 26. März 2025 auch in Deutschland live sind, lassen sich ähnliche Entwicklungen beobachten.
Eine Wordsmattr-Studie aus DACH mit 125 SEO-Landingpages zeigte bereits nach wenigen Wochen: Die Klicks gingen um durchschnittlich 17,8 Prozent zurück, die CTR sank um 14 Prozent. Die Sichtbarkeit selbst blieb nahezu stabil – ein Rückgang der Impressionen um nur 1,2 Prozent zeigt: Die Nutzer sehen die Seite, klicken aber nicht.
BrightEdge-Daten unterstreichen das global: Während die Impressionen im Jahresvergleich um 49 Prozent stiegen, fiel die durchschnittliche CTR gleichzeitig um 30 Prozent. Das bestätigt, was sich längst abzeichnet – Sichtbarkeit bringt nichts mehr, wenn die Antwort direkt in der Suchmaschine steht.
Wer organischen Traffic halten oder sogar zurückgewinnen will, muss sich dieser Logik anpassen. GEO ist nicht länger ein nice-to-have, sondern die Voraussetzung, um in der KI-Suche überhaupt noch stattzufinden.
Welche Branchen haben die größten Einbrüche durch AI Overviews erlitten
Seit dem weltweiten Rollout der Google AI Overviews verschiebt sich die Aufmerksamkeit massiv – weg von klassischen Suchtreffern, hin zur sofortigen KI-Antwort. Was für Nutzer bequem ist, trifft viele Branchen hart. Denn wer nicht direkt als Quelle in der AI-Box genannt wird, verliert Sichtbarkeit, Klicks und letztlich Umsatz.
Vor allem Branchen mit informationellem Content sind betroffen. Denn genau solche Inhalte beantwortet die KI besonders gern direkt. Und das schlägt sich in konkreten Zahlen nieder.
Branche | AI Overview Abdeckung | Traffic-/CTR-Verlust | Beispiel / Quelle |
---|---|---|---|
Medien & Verlage | Sehr hoch (80–90 %) | Mail Online: −56 % CTR Desktop, −48 % Mobile, auch auf Platz 1 | BluShark, SearchEngineJournal |
Forbes, HuffPost: −40 % Traffic | |||
DailyMail.com: −32 %, CNN: −28 %, Fox News: −24 % | |||
The Planet D: −90 % Traffic, Personalabbau | |||
Gesundheitswesen | 63–90 % | Hoher CTR- und Traffic-Rückgang durch Longtail-Fragen | SearchEngineJournal, HubSpot |
Bildung | Bis zu 90 % | Chegg: −49 % Non-Subscriber Traffic, −24 % Umsatz im Q4 2024 | Unternehmensberichte, Marktanalysen |
Reise & Tourismus | Sehr hoch | Bis zu −70 % Traffic bei Blogs und DIY-Reiseplattformen | GetStuffDigital, BluShark |
Wissenschaft | Hoch (nicht exakt beziffert) | −6,03 Prozentpunkte CTR, −37,63 % Suchnachfrage | SearchEngineLand |
Versicherungen | Von 17 % auf 63 % in 12 Monaten | Starke Verluste prognostiziert, keine konkreten Zahlen | SearchEngineJournal |
B2B SaaS / Tech | Von 36 % auf 70 % | −20 bis −35 % Traffic, aber +18–22 % Conversionrate | Peec.ai, RankScale, Marktanalysen |
Branchen mit geringer oder positiver Auswirkung durch AI Overviews
Branche | AI Overview Abdeckung | Effekt | Beispiel / Quelle |
---|---|---|---|
E-Commerce | Von 29 % auf 4 % gefallen | Stabil, viele transaktionale Suchanfragen ohne AI Overview | Amsive, BrightEdge |
Recht & Politik | Moderat bis hoch | +7,39 Prozentpunkte CTR auf Top-Positionen | HubSpot, BrightEdge |
Finanzen | Gering (ca. 10 %) | Stabile CTR, Google ist vorsichtiger mit YMYL-Themen | SearchEngineJournal, Wordsmattr |
Zusätzliche Erkenntnisse (branchenübergreifend)
Faktor | Beobachtung |
---|---|
Informationelle Keywords | 99,2 % der Keywords mit AI Overview sind informational |
Autoritätsquellen bevorzugt | Wikipedia, YouTube, Healthline dominieren die Zitationen |
Regionale Unterschiede | DE: ca. 9 % Abdeckung, UK: 24 %, USA: höchste Abdeckung |
Textlänge der Overviews | Verdoppelt sich von Ø 2.633 auf 5.337 Zeichen bis Ende 2024 |
Branchen, die auf informationellen Content setzen, verlieren derzeit am stärksten. Besonders betroffen sind Publisher, Bildungsanbieter, Gesundheitsportale und Reiseblogs. E-Commerce, Recht und Finanzen bleiben (noch) verschont – meist, weil Google bei transaktionalen oder sensiblen Themen zurückhaltender agiert.
Traffic-Verluste und wenige Gewinner: Warum sich der Traffic verschiebt – nicht verteilt
Seit Einführung von Googles Search Generative Experience (SGE) zeigt sich ein klares Muster: Der organische Traffic schrumpft – teils drastisch. Eine Simulation mit 23 Websites ergab Rückgänge zwischen 18 und 64 Prozent.
In einzelnen Extremfällen brach der Traffic sogar um bis zu 95 Prozent ein. Die Ursache liegt klar auf der Hand: Wer in der generativen Antwort nicht auftaucht, wird schlicht nicht mehr gesehen. Die klassischen Treffer rutschen nach unten, Nutzer klicken seltener, viele bleiben komplett in der Antwortbox.
Es gibt allerdings Ausnahmen. Einzelne Seiten konnten ihren Traffic um bis zu 219 Prozent steigern – allerdings nur, weil sie besonders häufig als Quelle in der AI-Box genannt wurden. Diese Fälle sind selten.
In der Breite zeigt sich ein anderes Bild: Eine Erhebung bei 11 Websites eines SEO-Dienstleisters belegt durchschnittlich 20 bis 35 Prozent weniger Traffic seit dem SGE-Rollout. Besonders hart trifft es Seiten, die auf Affiliate-Inhalte, Ratgeberartikel oder Produktvergleiche setzen. Genau solche Inhalte fasst die KI inzwischen lieber selbst zusammen – oft mit weniger Quellen als früher.
Spannend wird es beim Blick auf die Conversion-Qualität. Zwar sind es deutlich weniger Nutzer, die überhaupt noch klicken – doch diese Klicks kommen oft von Menschen mit echtem Interesse. Wir beobachten bei unseren Kuden, dass Nutzer, die über eine KI-Antwort auf eine Seite kommen, im Schnitt häufiger konvertieren.
Der Grund: Sie vertrauen der KI-Auswahl mehr als klassischen Anzeigen oder Rankings. Die KI wirkt wie ein persönlicher Berater, nicht wie ein Algorithmus.
Wettlauf um die KI-Quellen: Darum reicht es, einmal genannt zu werden
In der KI-Suche geht es nicht mehr darum, irgendwo aufzutauchen – sondern unter den wenigen, die zitiert werden. Und genau das macht den Unterschied. Wer es in die AI-Overview schafft, profitiert deutlich stärker als jede klassische Platzierung in der Google-Suche vermuten lässt.
Eine Analyse von BluShark Digital zeigt: Wenn eine Seite als Quelle in der AI-Antwort genannt wird, steigt die Klickrate auf den organischen Treffer im selben Suchergebnis von 0,74 Prozent auf 1,02 Prozent. Auch bezahlte Anzeigen der betroffenen Marke erhalten einen Boost – die CTR steigt dort von 7,89 auf 11 Prozent. Eine andere Agentur meldete ähnliche Zahlen: Die Klickrate bei ihren Kundenseiten verdoppelte sich fast, sobald die Website in der generativen Antwort sichtbar war.
Dabei zeigt Google SGE in der Regel nur 3 bis 5 externe Quellen an – je nach Branche. Je weniger Quellen genannt werden, desto größer ist die Chance, dass auf genau diesen Link geklickt wird. Gleichzeitig macht diese Limitierung den Wettbewerb härter: In vielen Fällen werden große Marken oder Plattformen bevorzugt. Bei rund 5 Prozent der Suchanfragen verzichtet Google sogar komplett auf Quellenangaben. Dann stammen die Antworten ausschließlich aus dem Google Knowledge Graph oder aus Trainingsdaten – was für Website-Betreiber keinen Traffic bedeutet.
Besonders spannend: Die KI zitiert längst nicht nur die Seiten, die bei Google auf Seite 1 ranken. Eine umfassende Studie zu Produkt- und Markensuchen zeigte, dass 62 Prozent der in der AI-Antwort genannten Links von Domains stammen, die nicht unter den Top 10 bei Google lagen. Nur 20 Prozent der genannten URLs entsprachen exakt einem klassischen Page-1-Ergebnis. Der Rest kam von derselben Domain, aber mit tiefer liegenden, spezialisierteren URLs.
„Sichtbarkeit allein reicht nicht mehr. Entscheidend ist, ob du Teil der Antwort bist.“
„Wenn eine AI-Overview erscheint, verliert selbst Platz 1 bei Google bis zu 64 Prozent seiner Klicks.“
Unternehmen, die heute auf klassische SEO-Metriken wie Rankings, Impressions oder Keyword-Dichte setzen, schauen oft zu, wie der organische Traffic einbricht, obwohl sie technisch alles richtig machen. Warum? Weil die Antwort längst vor dem ersten Klick passiert.
Nutzer interagieren mit KI-Systemen wie Perplexity oder Google SGE und verlassen die Suchmaschine oft, ohne überhaupt eine Website aufzurufen. Die Sichtbarkeit findet dort statt, wo Content direkt zitiert wird – nicht dort, wo er unter der KI-Antwort verlinkt ist.
Deshalb unser Rat: Denk deine Inhalte nicht länger für die Suchmaschine, sondern für den Moment der Antwort. Das ist der neue Wettbewerb. Und der findet nicht auf Position 1 in den klassischen Ergebnissen statt, sondern unter den drei bis fünf Quellen, die eine generative Engine überhaupt nennt.
Überarbeite gezielt deine wichtigsten Seiten. Fang mit den Landingpages an, die dir bisher den größten Anteil am organischen Traffic gebracht haben – oder Leads, auf die dein Vertrieb angewiesen ist. Analysiere, bei welchen Keywords Google bereits AI-Overviews ausspielt. Und genau dort musst du präsent sein.
Stell dir bei jeder Seite eine einzige Frage: Könnte diese Seite als direkte Quelle in einer KI-Antwort erscheinen? Wenn die Antwort nein ist, brauchst du Klartext, Struktur, Daten, Tabellen, Fragen, präzise Formulierungen, und Markup – nicht Keyword-Fülltext und SEO-Floskeln.
Und ja: Das ist Arbeit. Aber es ist genau die Art von Arbeit, die dafür sorgt, dass deine Inhalte morgen nicht ignoriert, sondern zitiert werden. Wer sich jetzt nicht vorbereitet, wird nicht schleichend verlieren – sondern abrupt unsichtbar.
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